Europa im Betrieb

„Europa im Betrieb“ – Unter diesem Motto besuche ich ostbelgische Betriebe, um sie aus erster Hand und vor Ort über bestehende europäische Entwicklungen oder Förderprogramme zu informieren oder einfach nur zuzuhören.

Der Kontakt zwischen Politik und Unternehmen vor Ort muss intensiviert werden, damit die Politik aus erster Hand über bestehende Probleme informiert wird. Der Fokus liegt dabei auf dem Mittelstand – den kleinen und mittleren Unternehmen unserer Region –, denn diese bilden das Rückgrat unserer Wirtschaft und schaffen europaweit die meisten Arbeitsplätze.

Den Leitfaden „EU-Fördermittel für kleine und mittlere Unternehmen“ findet ihr hier.

– Besuch des Betriebs Huppertz AG – Stahl- und Apparatebau – in der Sankt Vither Industriezone: Ganz oben auf der Agenda stand das Thema des Fachkräftemangels. Wie schaffen wir es, Jugendliche besser auf das Berufsleben im Betrieb vorzubereiten? Eine stärkere und praxisorientierte Partnerschaft zwischen Schule und Wirtschaft wurde als probates Mittel identifiziert. Davon könnten sowohl der Lernende als auch die Wirtschaft profitieren.

– Besuch bei Ortis in Elsenborn: Die Firma Ortis stellt Nahrungsergänzungsmittel auf pflanzlicher Basis her und beschäftigt 135 Mitarbeiter. Ortis erwartet von der EU-Kommission eine einheitliche europäische Regelung für die Herstellung und den Vertrieb dieser Produkte. Diesbezüglich möchte sich Pascal Arimont mit der neuen Kommission und seinen Kollegen im Parlament in Verbindung setzen.

– Besuch bei Herkula: Bei dem Besuch des Unternehmens Herkula in der Sankt Vither Industriezone ging es insbesondere um die Themen Forschung und Entwicklung – Themen, die für die europäische Industriepolitik immer wichtiger werden. Herkula ist im Bereich Spezialfarben und Beschichtungen für Kabel oder Kunststoffe tätig, beschäftigt 45 Mitarbeiter und exportiert Produkte in weltweit über 50 Länder. Die innerbetriebliche Forschung trägt wesentlich dazu bei, potentiellen Kunden maßgeschneiderte Produkte anbieten zu können. Laut Angaben des Geschäftsführers wird das Unternehmen dabei u.a. durch so genannte Innovationscluster der Wallonischen Region hervorragend unterstützt, die auch teilweise über europäische Fördermittel kofinanziert werden.

– Besuch bei Belwood: Das Unternehmen Belwood (Säge-, Hobel-, Leimholzwerk, Imprägnierung und Trocknung) in der Industriezone Kaiserbaracke (Amel/Born) exportiert u.a. heimisches Fichtenholz in viele europäische Länder und darüber hinaus. Natürlich spielt Europa da eine wichtige Rolle – etwa, was die Anerkennung von Zertifizierungen angeht. Hier besteht noch viel Handlungsbedarf, da europäische Zertifizierungen in einigen Bereichen immer noch nicht von allen Mitgliedsländern anerkannt werden bzw. in anderen Bereichen gar nicht bestehen, was ein Hemmnis für den Binnenmarkt darstellt. Ebenfalls besprochen wurde das Thema Energieversorgung. Belwood strebt gemeinsam mit anderen Unternehmen der Kaiserbaracke einen energieautarken Betrieb an.

– Besuch bei Faymonville AG: Die Faymonville AG in Büllingen ist ein Aushängeschild für die ostbelgische Wirtschaft. Der Betrieb ist spezialisiert auf Entwicklung, Bau und Wartung von Tiefladern und Aufbauten für Spezialtransporte. Zu den Stärken des Betriebs zählen zweifelsohne das technische Know-how der qualifizierten Mitarbeiter, der perfekt integrierte und abgestimmte Produktionsablauf, die schnelle Produktionszeit sowie die regelmäßige Entwicklung neuer Prototypen und deren Vermarktung. Faymonville ist an drei Produktionsstandorten in Belgien, Polen und Luxemburg aktiv und exportiert in weltweit rund 70 Länder. Die EU hat es sich zum Ziel gesetzt, den Anteil der Industrie an der EU-Wirtschaftsleistung von derzeit rund 16 auf über 20 Prozent anzuheben. Bei den Gesprächen wurde jedoch deutlich, dass dieser Zielsetzung insbesondere in Belgien durch Überregulierung massiv entgegengewirkt wird. Hier müssen die Mitgliedstaaten unbedingt gegensteuern, wenn wir Wachstum und neue Arbeitsplätze auch in unserer Region schaffen wollen.

– Besuch bei der Hoffmann Trade AG: Die Hoffmann Trade AG in Atzerath hat sich von einem klassischen Sägewerk zu einem Vorzeigebetrieb im Bereich der Holzveredelung entwickelt. 45 Mitarbeiter verarbeiten jährlich 90.000 m3 Holz zu hochwertigen Produkten für die Bauindustrie (Leimbinder, Holzhäuser, etc.). Hierfür investiert der Betrieb durchschnittlich eine Million Euro pro Jahr. Positiv ist, dass die nächste Generation den Familienbetrieb fortsetzen möchte und somit die Zukunft sichert. Die großen Herausforderungen bleiben der Anschluss an das Glasfasernetz zwecks Optimierung des Internets, die Sicherung der Holzversorgung und die Festigung des Personals. Insbesondere die Rückkehr zu einem produktiven und qualitativen Waldausbau ist eine Notwendigkeit, um den Fortbestand der Holzindustrie in Ostbelgien zu sichern.

– Besuch bei Eutomation & Scansys in Eupen: Das international tätige Unternehmen entwirft, baut und fertigt auf Kundenbedürfnisse zugeschnittene Maschinen und Geräte. Über 30 Mitarbeiter bieten von der Angebotsausarbeitung über die Planung bis hin zum Bau und weltweiten Installation der Anlagen einen Rundum-Service an. Der Betrieb ist ISO 9001 zertifiziert und arbeitet nach CE-Normen. Als Chance wird seitens der Geschäftsführung eindeutig die Osterweiterung der EU und der EU-Binnenmarkt im Allgemeinen gesehen, die es ermöglichen, neue Märkte mit hochwertigen Produkten zu erschließen. Problematisch ist allerdings in Belgien die hohe Belastung auf die Arbeit, die zu Standortnachteilen gegenüber unseren Nachbarstaaten führt. Eine Herausforderung besteht auch in der Suche nach Fachkräften.

– Besuch bei Procoplast in Eupen: Das Unternehmen Procoplast ist seit 1989 in Eupen angesiedelt und hat sich auf Mehrkomponenten-Spritzguss, das Umspritzen von Metall- und Elektrokomponenten, auf Sonderspritzgießverfahren sowie auf Baugruppenmontage spezialisiert. Nach dem schwierigen Krisenjahr 2007 hat Procoplast einen ständigen Aufschwung gekannt, so dass heute 80 Personen dort beschäftigt sind und ein Umsatz von 20 Millionen Euro erzielt wird. Dies hat zur Folge, dass der heutige Standort nicht mehr für die Entwicklung des Betriebs geeignet ist und er den Umzug zur Gewerbefläche Lontzen in die Wege geleitet hat. So soll ab dem Ende des Jahres 2015 in Lontzen produziert werden. Der Erfolg von Procoplast zeigt, dass eine Reindustrialisierung in Westeuropa keine Utopie ist. Hierbei sollen sich aber alle politischen Entscheidungsträger und Verwaltungen dessen bewusst werden, dass dies nur möglich ist, wenn den Unternehmern nicht unnötig Steine in den Weg gelegt werden und das Unternehmertum als Chance für die Entwicklung des Arbeitsmarktes angesehen wird. Die große Herausforderung besteht in der Suche nach qualifiziertem und motiviertem Personal. Die Firma scheut sich dabei auch nicht – und dies mit Erfolg –, Personal von über 50 Jahren einzustellen. Insbesondere in diesem Bereich wünscht sich die Geschäftsführung mehr Flexibilität in der Arbeitsmarktpolitik.

– Besuch bei der Molkerei Walhorn: In der größten Molkerei Ostbelgiens werden jährlich durchschnittlich über 500 Millionen Liter Milch von Landwirten aus Belgien, Deutschland und den Niederlanden zu Trinkmilch, Milchpulver oder Industriesahne verarbeitet. Die Milchproduktion spielt für die ostbelgische Landwirtschaft eine herausragende Rolle, da die große Mehrzahl der Landwirte in unserer Region vom Milchbetrieb lebt. Hier bleibt es auch auf europäischer Ebene wichtig, für einen fairen Wettbewerb zu sorgen.

– Besuch bei AstenJohnson in Eupen: Am ostbelgischen Standort der weltweit tätigen AstenJohnson-Gruppe werden Trockensiebe für die Papierindustrie sowie Siebe für die Fließproduktion hergestellt. Insgesamt 160 Mitarbeiter sind in Eupen beschäftigt. Zu einem der wichtigsten Standortvorteile zählt die Flexibilität der Unternehmensführung und -mitarbeiter, die zu schnellen Reaktionszeiten auf Kundenwünsche führen. Eine zentrale Rolle spielt auch die eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung, die es ermöglicht, die unterschiedlichen Produkte stets zu optimieren. Als Hindernisse werden die sehr langwierigen und komplexen Verwaltungsprozeduren auf nationaler bzw. regionaler Ebene gesehen, so u.a. im Bereich der Wirtschaftsbeihilfen und der sozialen Gesetzgebung. Eine Harmonisierung auf europäischer Ebene wäre wünschenswert. Ebenso wäre ein vereinfachter Zugang zu den EU-Fördertöpfen sowie ein Umdenken im Bereich der Kreislaufwirtschaft begrüßenswert.

– Besuch bei der Karl Hugo AG: Die Karl Hugo AG in der Industriezone Kaiserbaracke (Amel) gehört zu den führenden Firmen auf dem Gebiet des Maschinenbaus und der Maßanfertigung von mechanischen Bausätzen, Metallkonstruktionen, Produktionsanlagen und -maschinen. Die Aufträge kommen weltweit aus den verschiedensten Bereichen – vom Medizinsektor bis hin zur Lebensmittelindustrie. Der Betrieb schwört auf die duale Ausbildung, die als wirkliches Erfolgsmodell beschrieben werden kann: 17 der insgesamt 42 Arbeitnehmer sind bei Karl Hugo selbst ausgebildet worden. Bei dem Gespräch mit Firmenchef Bernd Hugo stand das Thema Unternehmertum im Zentrum. Unterhalten haben wir uns über konkrete Schritte, durch die kleine und mittlere Unternehmen in Belgien wesentlich entlastet werden könnten. Hierzu zählen u.a. eine gerechtere Zuteilung der Investitionsprämien seitens der Wallonischen Region, eine Senkung der viel zu hohen Lohnnebenkosten, eine Neuregelung der Besteuerung auf Überstunden und eine Senkung der Körperschaftssteuer.

– Besuch bei der Meurer AG: Bei der Firma Meurer AG in Sankt Vith kann der Fachmann eine große Anzahl an Produkten aus den Bereichen Heizung und Sanitär bis hin zu Türen und Bodenbelägen unter professioneller Beratung erwerben. Die Anwendung des EU-Binnenmarktes lässt allerdings zu wünschen übrig, da an den Grenzen noch sehr oft Handelshemmnisse aus protektionistischen Interessen der Nationalstaaten entstehen. Hier gilt es, Abhilfe zu schaffen. Auch innerbelgisch wäre eine Reform der Besteuerung auf Arbeit dringend notwendig, wenn man nicht die Gefahr der Abwanderung hiesiger Betriebe ins benachbarte Ausland verstärken will.

– Besuch bei Puratos: Der weltweit tätige Backmittelhersteller entwickelt und produziert Hefen, Sauerteig und Enzyme für das Bäckerei- und Konditoreigewerbe. Außerdem stellt das Unternehmen Schokolade her. Puratos beschäftigt rund 6.800 Personen weltweit und erwirtschaftet einen Umsatz von ca. 1,4 Milliarden Euro. Der Hauptsitz liegt in Brüssel. 30 Personen sind in Sankt Vith beschäftigt. Die Besonderheit am ostbelgischen Standort ist die Nutzung der ehemaligen Molkerei, die die Herstellung von Sauerteig mit Molkereiinfrastruktur erlaubt. Einzigartig ist das Schulungszentrum für den gesamten Bäckerei- und Konditoreisektor sowie die weltweit einzige Bibliothek über Sauerteig mit entsprechenden Exponaten.

– Besuch bei der Kabelwerk Eupen AG: Bei meinem Besuch der weltweit operierenden Kabelwerk Eupen AG, mit ca. 860 Beschäftigten am Standort Eupen der größte ostbelgische Arbeitgeber, wurde mir die spitzentechnologische Kompetenz im Bereich der Kabelherstellung sowie der Fertigung von Rohren und Schaumstoffen vor Augen geführt. Neben dem in vielen anderen Betrieben ebenfalls verbreiteten Fachkräftemangel steht insbesondere der scharfe Wettbewerb mit Anbietern aus Billiglohnländern. Beim Export in ferne Länder fallen für Kabelwerk Eupen sehr oft Einfuhrgebühren an, während Belgien und Europa ohne Einfuhrzölle für jeden Anbieter auf der Welt offen steht – zum Nachteil für hiesige Produzenten. So drängen auch nicht-konforme Kabel mit minderer Qualität in den belgischen und europäischen Markt, dem die föderalen Kontrollbehörden nur unzureichend entgegenwirken können.

– Besuch beim Studienkreis Schule & Wirtschaft: Im Zentrum des Arbeitsgesprächs standen die Herausforderungen für Unternehmertum und Unterrichtswesen in Bezug auf den Arbeits- und Fachkräftemangel in unserer Region. Die Bemühungen des Studienkreises zielen u.a. darauf ab, Schülern und ihren Eltern bestimmte Berufsbilder zu präsentieren, Werbung für hiesige Betriebe zu machen und die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Unternehmen zu fördern. Auch wenn gewisse gesetzliche Bestimmungen den Weg von der technischen Qualifikation in das Berufsleben hemmen und der Arbeitsmarkt in einem kleinen Gebiet wie Ostbelgien überschaubar ist, ist es erfreulich festzustellen, dass viele Schulabsolventen sehr schnell eine Arbeitsstelle finden.

– Besuch bei Alpha Beton: Die Firma Alpha-Beton ist Bestandteil der Linden-Gruppe. In dem Sankt Vither Werk werden Betonelemente für die Bauindustrie hergestellt. Das Aushängeschild ist das Pamaflex Bausystem, das alle Bauteile vom Keller bis zum Dach beinhaltet. Die Bauteile sind hochisoliert, passivhaustauglich und können mit jeder Art Fassade kombiniert werden. Die Unternehmensgruppe, die bereits seit vier Generationen in Familienbesitz ist, ist ebenfalls im Bausektor, in der Softwareentwicklung und im Maschinenbau tätig. Auf europäischer Ebene wünschen sich die Geschäftsführer eine einheitlichere Sozialpolitik, um das Problem des Lohndumpings in den Griff zu bekommen. Ebenfalls wäre es erstrebenswert, wenn gewisse EU-Richtlinien im Bereich des Passivbaus nicht immer durch die Nationalstaaten aufgeweicht würden, und es einheitliche Zertifizierungsprozesse auf EU-Ebene gäbe. Dem geplanten Freihandelsabkommen mit den USA (TTIP) stehen die Verantwortlichen eher skeptisch gegenüber.

– Besuch bei Magetra: Das international tätige Transportunternehmen Magetra verfügt über Niederlassungen in Belgien, Luxemburg, Italien, Polen und der Slowakei. Ohne eine Internationalisierung der Standorte wäre es für diesen Betrieb unmöglich gewesen, eine wirtschaftliche Zukunft in Belgien abzusichern. Dies ist im Transportsektor heutzutage eine Realität, die nicht von der Hand gewiesen werden kann. Von der europäischen Politik erwartet die Geschäftsleitung eine kohärente und länderübergreifend harmonisierte Umsetzung der EU-Gesetze, so z.B. im Bereich der Ausbildung des Personals und der technischen Kontrolle der Fahrzeuge. Allzu oft gibt es in diesen Bereichen länderspezifische Vorgaben, die für die Betriebe mit einem hohen Verwaltungs- und Kostenaufwand einhergehen. Weitere Themen, die angesprochen wurden, waren die duale Ausbildung in der DG, die belgische Mobilitätspolitik und die Kontrollmechanismen im Transportgewerbe.

– Besuch bei Intec: In St.Vith und Weiswampach bietet die Firma Intec maßgeschneiderte Softwarelösungen für KMU und Industrie an. Interessante Unterhaltung mit Oswald Henkes, der eindrucksvoll erläuterte, dass man auch in diesem hochtechnisierten Bereich mit selbst erfundenen Produkten und Lösungen sehr erfolgreich sein kann. So werden neben dem Vertrieb von Hardware insbesondere Programme in verschiedenen Bereichen wie Buchführung, Kassenführung, Archivierung oder Personalkostenverwaltung entwickelt und verkauft. Die größte Herausforderung für die Geschäftsführung liegt in der Suche nach hochqualifizierten Informatikern, die mindestens perfekt zweisprachig sein sollten.

– Besuch bei Fonk in Sankt Vith: Bei der familiengeführten Bäckerei mit Verkaufseinheiten in Belgien und Luxemburg und einer Belegschaft von 130 Personen stehen Innovationen bei Backanlagen und Produkten im Vordergrund. Als große Herausforderungen werden die hohen Lohnnebenkosten in Belgien, die Ausbildung der Lehrlinge in Zusammenarbeit mit den Schulen und die unterschiedliche Handhabung der Hygieneauflagen und des Umgangs mit Lebensmitteln in den EU-Staaten gesehen.

– Besuch bei Bauma-Stone in Hermalle-sous-Argenteau: Bauma-Stone importiert und exportiert Natursteine in zahlreiche europäische Länder. Bauma-Stone ist Bestandteil der Bauma-Gruppe, ein ostbelgisches Familienunternehmen unter der Führung von Horst Cohnen, das mehr als 100 Mitarbeiter beschäftigt. Interessant hierbei ist u.a., dass die in den Steinbrüchen geschröpften Steine nach eigenen Plänen bearbeitet werden und somit neue innovative Produkte für den Bausektor entwickelt werden. Neben dem Natursteingroßhandel werden u.a. auch an mehreren Standorten in Ostbelgien Baustoffe verkauft (ASB). Der Standort in Hermalle wurde bewusst ausgesucht, da er über den Albertkanal und den multimodalen Hafen Trilogiport direkt an den Antwerpener Hafen angebunden ist und somit eine hervorragende Anlieferung der Waren garantiert. Somit können die rund 2.000 Container an Steinen, die Bauma-Stone jährlich bezieht, auf schnellstem Wege von den Steinbrüchen und Verarbeitungswerken weltweit zum belgischen Vertriebsstandort geliefert werden.

– Besuch des Hofs der Familie Lenges in Recht: Dieser Betrieb zeichnet sich nicht nur durch klassische Landwirtschaft (Kühe, Schweine) aus, sondern insbesondere durch eine Biogasanlage, die kontinuierlich 2MW Strom produziert. Dies entspricht der durchschnittlichen Leistung von fünf Windrädern. 20 Personen sind dort beschäftigt. Die große Herausforderung für die Eigentümer besteht darin, die komplexen und vielfältigen Gesetzgebungen in Bezug auf Biogasanlagen korrekt anzuwenden. Hierbei wünschen sich die Gebrüder Lenges eine sektorenspezifische Gesetzgebung für ihren Wirtschaftssektor, so dass klare und einheitliche Regeln für alle Betreiber gelten. Auch sollen die Kontrollmechanismen den aktuellen Produktionsverfahren angepasst werden. Gleiches gilt für die Regelung über die Speicherung von Gasen. Zurzeit plant die EU eine Anpassung ihrer Düngemittelverordnung. Es besteht aber noch weiterer Handlungsbedarf. Ich werde diese Problematik sowohl mit EU-Abgeordneten als auch den föderalen und wallonischen Behörden besprechen.

– Besuch bei der Fischzucht Ourtal in Weweler: Die Fischzucht Ourtal ist insbesondere auf die Zucht und Verarbeitung von Forellen spezialisiert und beliefert Kunden in der gesamten Großregion (Belgien, Luxemburg, Deutschland, Frankreich). Hier wird das Zusammenspiel zwischen europäischen Fördermitteln und kleinen und mittleren Unternehmen vor Augen geführt: Der Betrieb greift auf die in unserer Gegend bislang nahezu unbekannten Mittel des Europäischen Fischereifonds zurück, zu dessen Nutzung wir über das Europahaus Ostbelgien einen Beitrag leisten konnten. Wir haben uns dafür stark gemacht, dass – nach anfänglichen Schwierigkeiten – die Hälfte der Investitionsbeihilfe über die EU gesichert wurde. Problem angepackt, Problem gelöst. Schließlich wollen wir die heimische Zucht von Fischen unterstützen. Angebote aus unserer Region für unsere Region bleiben wichtig, wenn wir die hier heimischen Forellen in Zukunft nicht aus der Türkei oder Nordafrika importieren lassen wollen (was aktuell leider bereits häufig der Fall ist). Daran wird in Weweler mit viel Einsatz und Herzblut gearbeitet.

– Besuch beim Traditionsbetrieb FEKA in Sankt Vith: FEKA ist tätig in der Lieferung von Industriebedarf, Antriebselementen und Werkzeugen für industrielle und landwirtschaftliche Betriebe. Ein weiterer Zweig ist die Lieferung und Installation von Druckluftanlagen und Wasserpumpen. Kundenservice, Flexibilität, im Betrieb ausgebildetes Personal sowie ausgezeichnete Produktqualität zeichnen für den Erfolg verantwortlich. FEKA ist hauptsächlich auf den belgischen, luxemburgischen und deutschen Märkten aktiv. Und hier treten leider noch allzu oft administrative Hürden auf, die den Weg über die Grenze erschweren. Mit Bernd und Christoph Gentges habe ich mich in diesem Rahmen insbesondere über die Entsenderichtlinie, die Zulassungen zur grenzüberschreitenden Arbeit und Produktnomenklaturen auf EU-Ebene ausgetauscht. Wir sind uns einig, dass verschiedene administrative Schritte auf europäischer und nationalen Ebenen vereinheitlicht und vereinfacht werden müssen.

– Besuch bei LIGNA systems in Sankt Vith: Dieser innovative Betrieb, der knapp 40 Mitarbeiter beschäftigt, stellt Hallen mit Holzstruktur für Industrie, Gewerbe und Freizeit her. Planung, Produktion und Bau werden allesamt in Eigenregie abgewickelt. Innovativ ist hierbei, dass eigene Hallensysteme, die genau den Kundenwünschen entsprechen, entwickelt werden. Jedes Konstrukt ist somit einzigartig und perfekt auf die Kundenbedürfnisse abgestimmt. LIGNA systems ist stark exportorientiert. Wichtige Absatzmärkte liegen in Deutschland und der Schweiz.

– Besuch bei Courant d’AIR in Elsenborn: Die 2009 gegründete Genossenschaft Courant d’AIR investiert in die Produktion erneuerbarer Energien (Windparks und Photovoltaikanlagen) und dies über die Grenzen der DG hinaus. Jeder Bürger kann Anteilseigner werden und somit neue Aktionen mitgestalten. Der soziale Zweck steht im Mittelpunkt. Darüber hinaus ist Courant d’Air aktiv in EU-Projekte eingebunden. So werden Mittel aus Horizon 2020 genutzt, um neue Investitionen in Windparks zu ermöglichen. Über das Leader-Programm werden u.a. eine Sensibilisierungsarbeit zu Energieeinsparungen in den Schulen im Süden der DG sowie Animationen über den Treibhauseffekt durchgeführt. Die Verantwortlichen von Courant d’Air sind überzeugt, dass die Energiewende zu bewältigen ist. Ob der gesteckte Rahmen eines Atomausstiegs 2025 in Belgien eingehalten werden kann, ist allerdings fraglich. Viele Investitionen in erneuerbare Energien wären hierfür in einer kurzen Zeitspanne erforderlich. Treffend weist der Geschäftsbericht der Genossenschaft darauf hin, dass die Entwicklung der erneuerbaren Energien, die Verbesserung der Energieeffizienz und ein sorgsamer Umgang mit Energie von uns allen getragen werden müssen.

– Gemeinsamer Besuch mit Antonio Galvanin, Experte von Proximus, bei Wood & Roof in Büllingen: Der Betrieb ist in der Planung und im Bau von Passiv- und Niedrigenergiehäusern aus Holz international tätig. Geschäftsführer Philippe Brüls ist vom Standort Ostbelgien überzeugt, verdeutlichte aber, dass für die zukünftige Sicherung des Betriebs in der Industriezone Morsheck eine leistungsfähige Internetanbindung unabdingbar ist. Dies ist zurzeit bei Weitem nicht der Fall und betrifft alle in diesem Gewerbegebiet angesiedelten Unternehmen. Herr Galvanin konnte mit der erfreulichen Nachricht aufwarten, dass Proximus das Netz in der gesamten Industriezone verbessern wird, so dass die Betriebe zukünftig über ein Internetvolumen zwischen 50 und 100 Mbps (anstelle von teilweise 0,16 bis 1,88) verfügen werden. Diese Netzarbeiten sollten innerhalb von 6 bis 7 Monaten abgeschlossen sein. Des Weiteren prüft Proximus parallel die Ausrüstung aller anderen Gewerbezonen in der DG.

– Besuch beim Betrieb Keolis SADAR Autobus in Kelmis: Inhaber Paul Pauly blickte zufrieden auf die Entwicklung des Betriebs zurück, bemängelte allerdings auch, dass es für SADAR nahezu unmöglich ist, weiterhin einen Service im Bereich der Reisebusse anzubieten. Grund hierfür sind die unterschiedlichen Mindestlohngesetze in den einzelnen Mitgliedstaaten der EU und die damit einhergehenden administrativen Auflagen. Auch wenn sich dafür in erster Linie die einzelnen Staaten verantwortlich zeichnen, werde ich dieses Problem im Europaparlament ansprechen, da eine staatenübergreifende Lösung durchaus denkbar ist. Des Weiteren ging Herr Pauly auf die grenzüberschreitenden Buslinien und die unterschiedlichen Tarifsysteme ein. Letztendlich wurde auch die Entwicklung des Bereichs der Elektrobusse angesprochen. Das größte Hindernis besteht nach wie vor in den hohen Investitionen für Ladestationen und die Leistung dieser Stationen.

– Besuch bei Hyundai Johnen Automobile in Eupen: Durch Michael Johnen wurde ich ausführlich über die Probleme und Herausforderungen des Automobilsektors informiert. Die neue Regelung in Bezug auf die Händlergarantie wird positiv aufgenommen. Ein handfestes Problem ist und bleibt der Dieselskandal, der nicht nur umweltschädliche Folgen hat, sondern auch ein falsches Bild auf saubere Fahrzeuge wirft. Zurecht hatte das EU-Parlament deshalb strengere Vorschriften für die Typzulassung von Autos gefordert. Seit dem 1. September 2017 müssen neue Fahrzeugtypen, bevor sie für den Straßenverkehr in Europa zugelassen werden, neue und zuverlässigere Emissionstests unter realen Fahrbedingungen durchlaufen, damit Manipulationen besser ausgeschlossen werden können.

– Besuch bei X-Wood in Büllingen: Bereits mit 21 Jahren wagte Geschäftsführer Michael Schumacher den Schritt in die Selbständigkeit. Nach ersten Erfahrungen im Bereich Holzhallenbau gründete er 2015 X-Wood. Heute beschäftigt die Firma 9 Personen. Zum Angebot des Betriebs gehört ein hochprofessioneller Service von der individuellen Hallenplanung nach Wunsch des Kunden bis hin zur kompletten Montage. Luftdichtheit, Energieeffizienz und optische Gestaltung gehören zu den Markenzeichen. Das Hauptaugenmerk liegt auf den belgischen, deutschen und luxemburgischen Märkten. Und: X-Wood geht beim Thema Nachhaltigkeit neue Wege. So lässt X-Wood pro verarbeitetem Kubikmeter Holz drei neue Bäume in nachhaltigen Aufforstungsprojekten in Indonesien anpflanzen. Ein innovatives und nachhaltiges Konzept aus Ostbelgien.

– Besuch bei Raumformat by eicher in Hünningen/Sankt Vith: Ronny Eicher und Andre Michels haben mich durch ihren neuen 1000 qm großen Showroom geführt. Die beiden möchten mit ihrer Firma ein „Rundum-Sorglos-Paket“ für ihre Kunden in Sachen Inneneinrichtung anbieten: Von der Innenarchitektur, der Schreinerei, der Lichtausstattung bis hin zur Dekoration und Küche – moderne Innenarchitektur made in Ostbelgien! Bei alledem wird viel Wert auf die hauseigene Produktion und die Zusammenarbeit mit regionalen Zulieferern gelegt. In dem Unternehmen, das seit zwei Jahren besteht, sind rund zehn Personen beschäftigt. Planung, Herstellung und Umsetzung aus einer Hand: innovativ und ostbelgisch.

– Gemeinsamer Besuch mit Werner Greimers und Carlo Rauw vom Büllinger Elektro-Unternehmen Isytec bei dem Photovoltaik-Hersteller Evocells in Baillonville bei Marche-en-Famenne: Das Unternehmen ist eines der wenigen, das PV-Module in Belgien herstellt. Die große Konkurrenz sitzt aktuell in Asien (oftmals China). Überzeugen möchte man laut Geschäftsführer Philippe Leblanc in diesem Wettbewerb mit einem besonderen Maß an Qualität und Leistungsgarantie. Das Unternehmen wirbt offensiv mit dem Label „Made in Belgium“. Anfangs nur auf die Installation von Modulen ausgerichtet, entschied sich das Unternehmen dazu, selbst in die Produktion einzusteigen. Mit Blitz-Tests und Elektrolumineszenz-Messverfahren werden die empfindlichen Module bei der Herstellung auf mögliche Fehler und Risse untersucht, damit eine möglichst lange Laufzeit und hohe Leistung garantiert werden kann. Heute stellt der Betrieb mehr als 16.000 Module pro Jahr her und beschäftigt rund 15 Arbeitnehmer in Baillonville. Außerdem stellt sich Evocells CO2-neutral auf. Mit „CO2 Strategy“ ist der CO2-Fußabdruck ermittelt und reduziert worden. Der Ausstoß, der nicht vermeidbar ist, wird über die NGO „Graine de vie“ durch Aufforstung in Madagaskar (5 Bäume/Modul) kompensiert.