„Ostbelgien ohne Europa. Für mich unvorstellbar. Ich möchte dazu beitragen, dass wir hier in unserer Grenzregion in einem funktionierenden Europa leben – im Sinne der vielen Grenzgänger, Familien und jedes einzelnen Ostbelgiers.“

Was sind deine Hobbys?

Vor meiner Zeit in der Politik und bevor ich Vater von zwei Kindern wurde, hatte ich noch viele Hobbys. Ich habe selbst 25 Jahre lang Fußball gespielt und fuhr auch sehr gerne Spiele vom großen HSV schauen. Heute sind die Hobbys meiner Kinder auch meine Hobbys. Die Zeit für „mich“ ist eigentlich die Zeit für „uns“. Wir reisen sehr gerne, wir feiern sehr gerne, wir machen gerne Familienfilmabende und meine Frau und ich schauen uns gerne Krimis an. Spät abends schaue ich mir dann noch alleine Spiele der Green Bay Packers in der NFL per Webstream an.

Welches Buch liegt momentan auf deinem Nachttisch?

Als Buch „Kaffee und Zigaretten“ von Ferdinand von Schirach und „Flüchtig“ von Hubert Achleitner (Hubert von Goisern). Als Hörbuch „Ein verheißenes Land“ von Barack Obama und jeden Monat einmal die GEO.

Wie beginnst du deinen Tag?

Ich beginne den Tag mit einem kurzen – oder längeren – Blick aufs Handy. Bei Tagungen in Brüssel, wenn ich um halb fünf aufstehe, frühstücke ich nicht zuhause, sondern kaufe mir an der Raststätte bei Leuven einen Kaffee und ein Schokobrötchen. Ansonsten frühstücke ich mit der Familie zuhause und gehe vorher im Dorf Brötchen holen.

Wie entspannst du?

Entspannen kann ich besonders gut und egal wo mit Kopfhörern und meiner Musik-Playlist. Meine Frau und meine Kinder finden, dass es besser für alle ist, dass ich meine Musik auf diese Weise alleine hören darf.

Was nimmst du auf eine einsame Insel mit?

Mit auf die Insel kommen meine Frau und die beiden Kinder. Das ist das Wichtigste. Und meine Linsenflüssigkeit. Aber das hört sich weniger romantisch an, oder?

Wo machst du am liebsten Urlaub?

Ich mag Urlaub da, wo ich morgens etwas sehen, mittags gut essen, nachmittags am Strand liegen und abends auf einer Terrasse den Tag ausklingen lassen kann. Das geht auf südlichen Inseln besonders gut. Wir sind in den letzten Jahren mit den Kindern auf Mallorca, Elba, Korsika, Madeira und Korfu gewesen. Das war wunderschön.

Was hat dich in den vergangenen Jahren am meisten geprägt?

In der Corona-Zeit und im Rahmen der Ukraine-Krise hat mich die Erkenntnis geprägt, dass unser Leben, unser Zusammenleben und unsere Gesellschaft sehr prekär sind, da wir von heute auf morgen unter völlig anderen Bedingungen leben mussten. Wir nahmen vieles als selbstverständlich und unveränderlich wahr, obwohl es das überhaupt nicht ist.

Welche berühmte Persönlichkeit würdest du gerne mal interviewen/treffen?

Davon gibt es so einige: Cicero, Jesus, Albert Einstein, Jürgen Klopp und Barack Obama.

Wenn du die Möglichkeit hättest, ein Problem zu lösen, welches wäre das?

Ich würde mir wünschen, eine nachhaltige Energiequelle zu finden, die sofort in großen Mengen speicherbar und für jeden einzelnen zugänglich wäre. Das würde den Klimawandel stoppen und viele Konflikte im Keim ersticken. Und ich würde mir wünschen, dass wir in Europa unsere gemeinsame Stärke besser erkennen und nutzen, um auch das Leben derer zu verbessern, die sich durch die großen Entwicklungen unserer Zeit abgehängt fühlen. Die soziale Marktwirtschaft sollte sich daher auch verstärkt um das „soziale“ Element kümmern.

Wie bist du zur Politik gekommen?

Das Ozonloch hat mich Ende der 80er Jahre zu einem politisch interessierten Menschen gemacht. Damals wurde mir klar, dass es für solche Probleme nur weltweite, politische Lösungen geben kann. Da konnte man zum Beispiel als Belgien alleine nicht viel ausrichten. Ich habe mir dann auch ein T-Shirt mit „No time to waste“ von Greenpeace besorgt. Auch die Bewegung A.M.E.L. NEIN! im Jahre 1994 hat dazu geführt, sich mit Atomenergie und Politik im Allgemeinen kritisch auseinanderzusetzen. In vielen Fragen sah ich damals und heute die Notwendigkeit, in größeren Strukturen zusammenzuarbeiten, wenn wir solche Herausforderungen angehen möchten. Hinzu kommt, dass ich nicht gerne nur motze, sondern Dinge anpacken und verändern möchte.

Worüber/wann hast du zum letzten Mal herzhaft gelacht?

Ich lache jeden einzelnen Tag laut und herzhaft. Und das mehrfach am Tag. Das ist gut fürs Gemüt und ich habe auch irgendwo gelesen, dass Lachen anstrengend für den Körper sein und somit beim Abnehmen helfen soll. Ich sollte also vielleicht noch häufiger lachen.

Nenne eine seltsame Angewohnheit/komische Macke von dir!

Der Essenstisch muss blitzeblank geputzt und alles muss in der Spülmaschine eingeräumt sein, sonst kann ich mich anderen Dingen nicht zuwenden.

Wofür bist du dankbar?

Für die Erkenntnis, dass die Liebe alles andere bedingt und ich Menschen kenne, die das auch so sehen.

Welches war dein bisher bestes Lebensjahr?

Jedes Jahr war anders, jeder Lebensabschnitt hatte seine Vor- und Nachteile. Ich mag mein Leben so wie es ist und versuche mich selbst ab und an zu überraschen. Ich verfalle auch nicht in eine Depression, weil ich näher an der 60 als an der 30 bin, denn es gilt, das Beste aus jeder Situation zu machen. Ich nehme vieles jetzt viel intensiver wahr als noch vor zwanzig Jahren. Zudem ist der Lebensabschnitt „Eltern von zwei Kindern“ das Schönste, was mir passiert ist. Das hinterlässt tiefe Spuren.

Was schätzen deine Freunde an dir?

Vielleicht würden meine Freunde sagen, dass ich verlässlich bin, mich nicht wichtig nehme und ein eigentlich immer gut gelaunter Mensch bin. Zumindest würde es mich freuen, wenn sie das sagen würden.

Was hast du von deinem Elternhaus mitgenommen?

Meine Eltern haben mich auf Grundlage von Werten erzogen, die die Menschen auf dem Land seit Jahrhunderten geprägt haben: Nur wer hart arbeitet, erreicht seine Ziele. Nur wer weiß, wo er herkommt, bleibt bodenständig. Nur wer ehrlich und loyal ist, erfährt Respekt. Ich hoffe, dass meine Kinder später Ähnliches von mir und meiner Frau als Eltern sagen werden.

Was ist dein Lebensmotto?

Ich versuche, in allen Dingen das Positive zu erkennen.

Worüber ärgerst du dich?

Wenn jemand glaubt, dass seine hohe Intelligenz oder viel Geld ihn zu einem besseren Menschen macht.

Wer ist dein Vorbild?

Ich habe kein direktes Vorbild. Im Leben geht es in meinen Augen eher darum, seinen eigenen Weg zu finden. Aber viele Menschen inspirieren einen mit dem, was sie tun und wie sie sind – im privaten Leben wie in der Politik. Wenn es jedoch einen Politiker gibt, dessen erstaunliche Karriere ich seit 2004 Schritt für Schritt verfolge, dann ist das Barack Obama. Seine positive Sicht der Dinge, seine Fähigkeit, Menschen zu verbinden, seine inspirierende Art zu reden und sein Humor sind ansteckend.

Was bedeutet Europa für dich?

Europa ist für mich die einzig vernünftige Antwort auf die großen Fragen dieser Zeit, die die Nationalstaaten in einer globalen Welt nicht mehr alleine beantworten können.

Welchen Beruf hättest du dir früher vorstellen können?

Ursprünglich wollte ich einmal Sportjournalist werden, um Fußballspiele kommentieren zu dürfen.

Dein Wunsch für die Zukunft?

Es mag zwar klischeehaft klingen, aber im Endeffekt zählt vor allem, dass meine Familie gesund und glücklich ist.